Nearshoring: 7 Argumente für mehr Nähe im Einkauf

Nearshoring bezeichnet die Auslagerung der Produktion oder anderer Bestandteile der Wertschöpfungskette an einen Drittanbieter, der sich üblicherweise in derselben oder einer ähnlichen Zeitzone befindet. Nearshoring ist somit das Gegenteil von Farshoring, dem Outsourcing in weit entfernte Regionen.

Für europäische Firmen bedeutet Nearshoring gemeinhin die Verlagerung in östlicher gelegene Länder. Ausschlaggebend sind oft die im Vergleich zum Heimatland niedrigeren Arbeitskosten bei gleichzeitig hohem Qualitätsstandard.

Welche zusätzlichen Argumente sprechen für Nearshoring als Alternative zum „klassischen“ Offshoring?
 
 

Nearshoring: 7 gute Gründe

  • Keine oder nur eine geringe Zeitverschiebung, sodass es deutlich leichter fällt, miteinander zu kommunizieren oder Meetings zu terminieren
  • Die Anreise zu Projekttreffen vor Ort, Besichtigungen von Produktionsanlagen und Ähnlichem gestaltet sich viel einfacher als bei klassischen Farshoring-Regionen wie Asien
  • Tendenziell kürzere Reaktionszeiten bei Ausfällen, Änderungen und anderen Problemen, da die Erreichbarkeit auch hier schneller gegeben ist
  • Ein ähnlicher kultureller Hintergrund und vergleichbare Arbeitsgewohnheiten können das Onboarding verkürzen und die Zusammenarbeit erleichtern
  • Mehr Klimaschutz durch kürzere Wege sowie die Möglichkeit, nachhaltigere Transportmittel – z. B. Güterzug statt Containerschiff – zu wählen
  • In der Regel geringere Transportkosten und erhöhte Liefergeschwindigkeit und -sicherheit
  • Vergleichbare Sozialstandards und Rechtssicherheit, insbesondere bei Nearshoring innerhalb der EU

Ist Nearshoring für jede:n geeignet?

So wie jedes Unternehmen und jedes Projekt individuell ist, so sollte auch Nearshoring immer auf Grundlage der jeweiligen Ansprüche und Planungen betrachtet werden. Profitiert das eine Unternehmen besonders von der Nähe zum Produktionsstandort, ist für das andere evtl. das bei Bedarf schnelle Herauffahren der Fertigungsmenge entscheidend.

Im Folgenden nennen wir einige Aspekte, die im Hinblick auf ein mögliches Nearshoring nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Was gilt es zu beachten?

  • Die Kosten können, nicht zuletzt aufgrund der Arbeitslöhne, insgesamt höher ausfallen als beim Farshoring.
  • Andere Länder haben abweichende Ferienzeiten, Feiertage und andere Besonderheiten, die bei aller kulturellen Nähe nicht aus dem Blick gelassen werden sollten.
  • Gerade bei hochkomplexen Projekten etwa im IT-Bereich bleibt abzuwägen, ob günstigere Arbeitskosten gesteigerte Planungs- und Kommunikationsaufwände wettmachen.
  • Zuweilen sind Nearshoring-Fertigungskapazitäten (aktuell) weniger ausgebaut als in den Farshoring-Regionen, was bei der kurz- und langfristigen Ausrichtung zu berücksichtigen ist.
 

Fazit

Nearshoring wird für immer mehr Unternehmen interessant. Bei der Verlagerung näher an den Heimat- bzw. Zielmarkt sind die Kosten sind zwar ein zentraler Gesichtspunkt, aber es gibt noch andere Aspekte, die wichtig sind. So können, nachdem Unternehmen in der Vergangenheit ihre Fertigung in Europa aufgegeben haben, Modernisierungen oder Investitionen in neue Anlagen nötig sein.

Wichtig ist, die Vorteile und mögliche einschränkende Faktoren sorgfältig zu prüfen und mit einem tragfähigen Lieferantenmanagement zu verbinden, um das Optimum zu erreichen.